Obwohl man ihr täglich tausendfach begegnet, wissen viele sehr wenig über die Schraube. Unsere Geschichte der Schraube soll das ändern. Wir möchten gerne unsere Expertise und Faszination dieses Stückes Technik mit Ihnen teilen. Deshalb haben wir uns aufgemacht und die Geschichte der Schraube für Sie recherchiert und zusammengetragen.
Die Schraube steckt buchstäblich fast überall drin. Sie verbindet: Maschinenteile, Elektronik und auch unsere Autos und Fahrräder. Aber noch viel mehr auch uns Menschen, die wir mit ihr gemeinsam Dinge erschaffen, bauen und unternehmen. Für uns steht fest: Ohne die Schraube geht heute nichts mehr.
Macht man sich auf die Suche nach der Geschichte der Schraube, begegnet einem schnell die sog. „archimedische Schraube“. Eine Erfindung die den alten Griechen zugeschrieben wird. Allerdings kann man davon ausgehen, dass diese sich das bei den alten Ägyptern und die sich das wiederum vermutlich schon bei den Assyrern abgeschaut haben. Gemeint ist eine Jahrtausende alte Technologie zur Wasserbeförderung.
Allerdings handelt es sich bei der archimedischen Schraube nicht um das, was wir hier als Schraube suchen: Nämlich ein Verbindungselement aus einem stabilen Werkstoff, das zwei weitere Elemente miteinander verbindet und das – und das ist das Entscheidende – wieder lösbar ist. Denn darin liegt die große Errungenschaft: Absolut stabil und doch wieder lösbar und wieder verwertbar.
Schrauben, die zur Befestigung zweier verschiedener Elemente genutzt wurden, finden sich in der Archäologie und historischen Erwähnungen erst viel später um das 4. Jhd. v. Chr. Also vor gerade einmal 2400 Jahren – was weltgeschichtlich nicht allzu viel ist.
Wieder sollen es die alten Griechen sein, die den Stoff für Spekulationen und den Beginn der Geschichte der Schraube bieten. Angeblich findet sich die Schraube als Verbindungselement das erste Mal bei Archytas von Tarent. Dieser sei ein technischer Tausendsassa gewesen, dem heute allerlei bahnbrechende Erfindungen angedichtet werden – aber, so genau weiß es eigentlich niemand.
Etwas konkreter wird das Wissen über die Schraube erst 300 Jahre später im ersten Jahrhundert vor Christus. Bei Ausgrabungen fand man mannshohe Holzschrauben, die man für Wein- und Olivenpressen nutzte. Über eine Hebelwirkung und Drehkraft wurde Druck auf die Früchte ausgeübt und diese ausgequetscht. Aber sie sind aus Holz und nicht aus Metall.
Und „Metall“ ist das Stichwort. Es vergehen gut und gerne vermutlich weitere 1600 Jahre bis Schrauben aus Metall auftauchen. Wir befinden uns da schon im 15. Jahrhundert. Also der Zeit, in der die Weltmeere besegelt, Amerika von Columbus entdeckt wurde und man sich überlegt, ob die Erde vielleicht doch keine Scheibe sei. In dieser Zeit begegnen vermehrt Verbindungselemente aus Metall.
Weitere einhundert Jahre später, während der bewegten Zeit der Renaissance um 1580, finden sich dann erste Werkzeuge, die als Schraubendreher verstanden werden können. Auch kennen wir aus dieser Zeit den berühmten Gelehrten Jacques Besson, der 1596 der Hofingenieur Karls des IX. von Frankreich war. Er erfand eine semi-automatische Schrauben-Schneidmaschine. Auf dieser fußen nach allgemeiner Auffassung spätere Entwicklungen der Schraube. Aber, auch das war noch nicht der Durchbruch für die Schraube.
Erst um 18. Jahrhundert lässt sich nachweisen, dass man Schrauben und Schraubendreher alltäglich nutzte. In einer Zeit, in der Napoleon die Welt mit Krieg überzog und Beethovens 1. Sinfonie in Wien das erste Mal aufgeführt wurde.
Man ahnt es schon: Bald geht es mit der Industrialisierung los. Und für Industrie, die durch Maschinenlinien und metallene Kessel mit Druck betrieben wird, braucht man Schrauben, die das ganze zusammenhalten.
Also, so selbstverständlich wie die Schraube heute ist, fragt man sich doch wie die Leute denn früher überhaupt etwas verbunden haben? Nun, sie haben genau das getan, sie haben „gebunden“.
Knoten wurden gebunden und geknüpft – seit tausenden von Jahren über Kontinente und Kulturen hinweg, aus Leder und Seil. Auch heute noch. Hier und da wurden irgendwann Nägel und Splinte geschmiedet wie man sie grad brauchte, um mal ein Tor in einer Stadtmauer zu befestigen oder ähnliches. Aber einen genormtes, massentaugliches Verbindungselement samt passendem Werkzeug? Das gab es nicht.
Jedoch, mit den fortschreitenden Ansprüchen der Technik entwickelte sich im Zuge der beginnenden technischen Revolution auch die klassische Schmiedekunst weiter und ab 1760 schuf man das, was wir heute eine Schraube nennen würden das erste mal industriell, genormt und patentiert.
So wurde die erste Maschine zur Herstellung von Schrauben 1760 in England patentiert (Patentnummer 751 vom 14. Mai 1760.) Die Brüder Job und William Wyatt hatten die erste Maschine zum Schrauben-Schneiden entwickelt. Sie schnitt 10 Schrauben in der Minute und gilt technischen Historikern als entscheidende Entwicklung für die heute alltägliche Massenproduktion.
Damals zeigten sich schnell zwei große Einsatzfelder für die Schraube: Einmal für Holz und einmal für Metall. Die Werkstoffe unterscheiden sich dermaßen, dass zwei völlig verschiedene Schraubentypen entwickelt wurden: die selbst-schneidende und die Gewindeschraube, die ein Gegenstück wie eine Mutter oder ein Innengewinde braucht.
Metallschrauben waren zunächst individuell geschmiedete Spezialschrauben von Maschinenbauern, die mehr und mehr für die neuartigen Maschinen der Industrie gebraucht wurden. Irgendwann brauchte man so viele Schrauben, dass die individuelle Fertigung keinen Sinn mehr zu machen schien. Und bereits 30 Jahre später war man in der Lage gewesen, mit 30 Arbeitern 16.000 Schrauben pro Tag zu produzieren. Hallo Industriezeitalter!
Bis zu den uns heute bekannten ISO-genormten „metrischen“ Schrauben und ihren zölligen Kollegen aus Übersee braucht die Geschichte der Schraube dennoch bis ins 20. Jahrhundert – genauer bis kurz nach dem zweiten Weltkrieg – als die Internationale Organisation für Normung (die ISO) 1947 ihre Arbeit aufnahm und weltweite Standards vereinte, die heute 165 Länder miteinander teilen. In Deutschland bis heute geläufig ist die „alte“ DIN-Norm, die aber auch von den ISO-Normen abgelöst wurde und noch immer wird.
Die Anwendungsfelder und Eigenschaften der Schraube haben sich ins Unermessliche vermehrt und spezialisiert. Aktuell fliegt auf dem Mars ein ferngesteuerter Mini-Hubschrauber, in dem ebenfalls Schrauben sein müssten. Weitere Schrauben fliegen als Weltraumschrott um unseren Planeten. Das hätte sich selbst Archimedes nicht gedacht.
Wir glauben, dass die Schraube faszinierend ist und einen großen Teil dazu beigetragen hat, dass die Welt heute derart hoch technologisiert ist. Deshalb war und ist uns die Geschichte der Schraube auch wichtig.
Doch auch wir wissen natürlich nicht, was die Zukunft bringt. Wir gehen aber stark davon aus, dass die Schraube, oder ihre Weiterentwicklungen, auch an Bord sein werden, falls es die Menschheit einmal in neue Welten verschlagen sollte.
Mit dieser Aussicht laden wir Sie herzlich ein, einmal bei uns in unseren Shops vorbei zu schauen.
Herzlichst
SCHRAUBEN.EXPERT
Schraube-Header: Daniel Agrelo, Pixabay
Archimedische Schraube: Muhammet Ali Cetin, Pixabay
Antike Ölpresse: שומבלע, Wikimedia, CC 2.5
Iso-Logo: Sammimack, Wikimedia
Holz- und Metallschraube: Daniel Kirsch | Analogicus, Pixabay
Schraube in Space: Udo Reiter |Thomas Budach, Pixabay
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