Spätestens wenn man eine Schraube ersetzen muss, muss man Schrauben messen. Aber wie geht es richtig? Eine Schraube hat nicht nur eine Länge, sondern auch einen Durchmesser, eine Gewindesteigung und einen Außendurchmesser. Aber mit was und an welcher Stelle misst man z.B. zuverlässig den Außendurchmesser? Durch das Gewinde variiert dieser ja? Wir zeigen Ihnen hier, wie man Schrauben richtig messen kann und somit immer die passende Schraube findet.
Sollten Sie grundlegend mehr zum Thema Schrauben wissen wollen, finden Sie hier weitere Informationen:
In der Praxis erleben wir immer wieder, dass Missverständnisse und Misserfolge daher kommen, dass das Schrauben Messen nicht richtig gemacht wird. Deshalb erklären wir hier gerne, wie man eine Schraube korrekt abmisst und vor allem ihre Maße richtig interpretiert. Da die Schrauben genormt sind und diese Normen in der Produktion einzuhalten haben, ist auf ihre Maße Verlass! Und daran kann man sich orientieren.
Die wichtigsten Daten zum Messen von Schrauben sind: Länge, Außendurchmesser und Steigung.
In Bezeichnungen werden die Maße der Schraube grundsätzlich so angegeben:
Durchmesser x Länge (in mm)
Bei normalen Schrauben (sog. „Regelgewinde-Schrauben“) wird die Steigung des Gewindes nicht angegeben, da diese genormt und sozusagen immer gleich ist und für das Finden einer Ersatzschraube somit nicht nötig.
Also: 10 x 120 → 10mm Durchmesser und 120mm Länge, Steigung aufgrund Regelgewinde irrelevant.
Einzige Ausnahme bei den Bezeichnungen für eine Schraube ist die sog. „Feingewinde-Schraube“. Diese Schrauben haben individuelle Gewindesteigungen, die dann nach dem Durchmesser angegeben werden.
Also: 10 x 1,0 x 120 → 10mm Durchmesser, 1mm Steigung des Gewindes und 120mm Länge.
Wenn man nicht sicher weiß, ob man es mit einer Regelgewinde-Schraube zu tun hat oder einer Feingewinde-Schraube, sollte man einfach alles messen. Wir erklären im Folgenden wie man das zuverlässig tut.
Wir raten dazu, mit einem Messschieber (auch Schieblehre genannt) zu messen. Es ist schlichtweg praktischer und einfacher.
Ein Lineal oder gar Zollstock hat seine Grenzen spätestens bei kleineren Schrauben und deren Gewindesteigung. Für große Schrauben mag jedoch auch mal ein Zollstock ausreichen.
Es gibt auch spezielle Werkzeuge, die nur für das Messen von Gewinden da sind. Die sog. „Gewindelehren“. Allerdings findet man diese nicht unbedingt in privaten Haushalten oder reinen Anwenderbetrieben, die nicht selbst Schrauben herstellen. Das Werkzeug der Wahl ist der Messschieber.
Der Messschieber lässt sich entweder mit der Hand selbst präzise bedienen oder über das Stellrad an seinem Rücken in Millimeterbereich gut einsetzen. Zudem ermöglicht er es Außen- wie Innendurchmesser zu messen sowie die Tiefe von Objekten (vgl. Bild 1).
E gibt hier eine Sache zu beachten. Handelt es sich bei der Schraube vielleicht um eine Senkkopfschraube?
Wenn dem so ist, dann gelten buchstäblich andere Maßstäbe und man muss den Kopf der Schraube beim Messen mit einbeziehen. Denn die Länge der Schraube ist immer das, was im Material verschwindet, wenn die Schraube gänzlich eingedreht ist. Bei der Senkkopf-Schraube wird der Kopf mit eingedreht.
Ist es keine Senkkopf-Schraube, misst man von der Spitze bis zum Beginn des Schraubenkopfes, der später am Material aufliegt. (Bild 1, 2)
Der Durchmesser wird immer am breitesten Rand des Gewindes gemessen (s. Bild 3). Es besteht zudem die Gefahr, dass man mit dem Messschieber in die tieferen Teile des Gewindes rutscht, wenn man ihn falsch einsetzt. Das erleben wir immer wieder. Richtig ist es, wie in Bild 3 zu sehen. Man legt man ihn immer längs an die Schraube an. So kann man nicht aus Versehen in die tief liegenden Bereiche des Gewindes abrutschen.
Achtung! Das Gewinde ist meistens ein wenig kleiner als es die genormten Listen angeben. Das hat mit Produktionstoleranzen zu tun, die aber in den entsprechenden Normtabellen ebenfalls angegeben sind.
Zum Beispiel liegt der Durchmesser einer M10 (also 10mm) Schraube zwischen 9,73 – 9,97mm. Man kann dabei also gerne auf den mm aufrunden, ohne sich Sorgen zu machen, die Schraube würde nicht passen.
Um die Gewindesteigung zu messen, braucht man die Spitzen des Messschiebers. Im Prinzip ist es pure Logik: Die gemessene Länge wird durch die Anzahl der Spitzen geteilt. Liegen die Spitzen des Messchiebers zum Beispiel and 5 Gewindespitzen an und es ergibt sich eine Länge von 10 mm, rechnen wir 10/5 = 2mm. Die Steigung ist also 2mm. (Bild 4)
In selteneren Fällen fehlt die Schraube, die man ersetzen will und es ist unter Umständen nur das Gegen- oder Innengewinde zum Messen verfügbar.
Auch damit kann man – sofern man es denn richtig macht – die passende Schraube herausfinden, denn auch hier hilft uns die Normung der Schrauben.
Der Innendurchmesser ist grundsätzlich immer etwas kleiner als der Durchmesser einer Schraube – sonst würden die Gewinde ja nicht ineinander passen. Wenn man diesen kleineren Innendurchmesser (den sog. „Kernlochdurchmesser“) misst, kann man anhand der Normtabellen den Durchmesser der dafür passenden Schraube nachschlagen.
Die Normtabellen finden Sie z.B. hier bei uns:
Schrauben richtig messen kann viel Arbeit und Ärger sparen. Wie gesagt, erleben wir im Alltag bei vielen Rückfragen und sogar Reklamationen, dass nicht richtig gemessen wurde. Deshalb hoffen wir, Ihnen mit unserem Artikel hier eine anwendbare Hilfe an die Hand gegeben zu haben.
Frohes Schrauben wünschen wir!
Ihr Team von Schrauben.Expert
Bilder:
Header-Bild: moritz320, Pixabay | Gerd Altmann, Pixabay
Wichtigste Maße: OpenClipart, Pixabay
Senkkopf-Schraube: Clker-Free-Vector-Images, Pixabay
Messchieber seitlich: Steve Buissinne, Pixabay
Messchieber: Andergrin, Pixabay
Gewindelehre: Trevor King, Flickr (CC BY 2.0)
Mutter: OpenClipart, Pixabay
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